Warum wir Speisegetreide anbauen

Zwischen 2020 und 2023 haben 9% der Bauernhöfe in Österreich, vor allem kleine Familienbetriebe wie auch wir einer sind, die Bewirtschaftung aufgegeben (Quelle: Agrarstrukturerhebung Statistik Austria). Das ist genau der Zeitraum, in dem auch wir überlegt haben, wohin unser Weg führen soll.

Die Landwirtschaft, wie wir sie betreiben, ist zeitaufwendig.
Erschwerend kommt bei uns hinzu, dass es sich bei uns um eine Nebenerwerbslandwirtschaft handelt. Das bedeutet, wir gehen beide, zusätzlich zur Arbeit zu Hause, einer nichtselbständigen Arbeit nach.

Wir könnten unsere Flächen verpachten und die Lebensmittel, die wir brauchen, zukaufen. Und ganz ehrlich: Wir haben mehrmals darüber nachgedacht. Wir haben darüber nachgedacht, weil es ein viel leichterer Weg für uns wäre. Aber auch besser?

Was rechtfertigt diesen Aufwand? Ich denke es ist vor allem Idealismus.
Es ist der Wunsch und die innere Überzeugung, dass auch eine kleine Landwirtschaft noch bestehen kann und vor allem soll. Wir sind der Meinung es ist wichtig, kleinstrukturierte Landwirtschaften zu bewahren. Es ist wichtig, regional Lebensmittel anzubauen und nicht nur alles im großen Stil zu machen und zu zentralisieren, nur weil es billiger ist.

Dr. Sarah Schwittalla schreibt in ihrem Buch „Das Mikrobiom Komplott“: „Was wäre, wenn der fruchtbare Boden für gesundes Essen nur noch einer Handvoll Personen auf der Welt gehört, die willkürlich die Preise für unsere Ernten bestimmen können?“

Wir sind es gewohnt, dass man in den Supermarkt geht und das ganze Jahr über alles zu kaufen bekommt, was man gerne hätte. Was würde aber passieren, wenn politische Krisen oder andere Ereignisse dieses globale System ins Wanken bringen würde?

Dr. Schwittalla schreibt weiter:
„Wer die Ackerflächen besitzt, bestimmt, was, wann und wie viel angebaut wird.
Wer die Lebensmittelproduktion besitzt, entscheidet über die Inhaltsstoffe und die Sicherheit der Lebensmittel.
Wer die Lebensmitteltransportwege kontrolliert, bestimmt, wohin, wie viel und was geliefert wird.
Wem die Supermärkte gehören, sucht aus, was in den Regalen zu welchen Preisen gekauft werden kann.
Wer die Politik der Länder manipuliert, bestimmt, was als gesund und nachhaltig gilt.
Wem die Lebensmittel der Welt gehören, bestimmt, wer was essen darf.
Wer die Herrschaft über das globale Lebensmittelsystem – vom Acker bis zur Gabel – hat, bestimmt über unsere Gesundheit.“

Und deshalb, nutzen wir die uns zur Verfügung stehenden Flächen und bauen Lebensmittel für uns und unser Umfeld an.
Und deshalb, kaufen wir, so weit es uns möglich ist, regional und direkt. Weil jeder Kassenzettel ein Stimmzettel ist. Ein Stimmzettel für eine Welt, wie wir sie gerne hätten.

Quelle: Schwittala, S., 2022. Das Mikrobiom Komplott. Wien: edition a.

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